Entgiftungskrankenhaus Count Down e. V.

Das kleinste Krankenhaus Deutschlands (15 Betten) wirbt mit dem Spruch, kalter Entzug in warmer Athmossphäre.Hier bleibt man freiwillig ca.10 Tage um zu entgiften. Die Räumlichkeiten liegen im ausgebauten Dachgeschoss eines Hinterhauses. Es sieht aus wie in den 90gern neu gebaut und machte einen ordentlichen und hübschen Eindruck. Besonders hübsch ist die riesige, einmal rundumlaufende Terasse. Dort kann man die Sonne geniessen oder Zigaretten rauchen. Die Zimmer sind einfach und zweckmässig mit Bett, Nachttisch, und Schrank ausgerüstet. Man wohnt in 3-​Bett-​Zimmern mit eigenem Bad. Der Tagesablauf wird geregelt durch Verteilung der gemeinsamen Aufgaben. Jeder bekommt einen Bereich den er zu pflegen oder zu putzen hat. Das wird innerhalb von 1−2h am Vormittag erledigt. Ausserdem werden Tisch und Küchendienste aufgeteilt. So wird Tischdecken, Abräumen, Geschirrspüldienst und Kochen von den Patienten, teilweise zusammen mit den Mitarbeitern, erledigt. Die Qualität des Essens hängt davon ab wer es zubereitet. Glück habt ihr, wenn jemand in der Gruppe gut kochen kann oder der hauseigene Koch anwesend ist. Es war aber immer ausreichend bis zuviel Essen da. Abends gab es Knabberzeug. Man darf Süßigkeiten von draussen mit auf Station bringen. Sonst aber keine Lebensmittel (Obst, Saft, etc.)2 mal am Tag findet eine kurze Gruppenrunde statt, in der jeder sagt wie es ihm geht und tagesaktuelle Dinge besprochen werden. Z.B. der Putzplan, Essensplan fürs Wochenende oder Schwierigkeiten. Eine psychologische Betreuung gibt es nicht. Man kann sich weiterhin zu sozialen Themen wie anschliessende Therapie, etc beraten lassen. Dabei helfen interne und externe Mitarbeiter. Um den Entzug und die Freizeit zu erleichtern gibt es Angebote wie Akupunktur, ca. 3x wöchentlich Massagen, eine große separate Badewanne für Entspannungsbäder, tägliche Spaziergänge in der Gruppe, einen Sportraum (Nutzung ca.30 min /​Tag), eine Tischtennisplatte und einen Leseraum mit 2 Regalen voll Bücher. Ausserdem gab es einen Kreativraum der gelgentlich genutzt werden konnte, z.B. zum modellieren von Speckstein. Abends dürfen 1x die ARD 20 Uhr Nachrichten geschaut werden. Danach darf von einer Video/​DVD-​Liste ein Film geschaut werden. Dabei muss sich die Gruppe einigen welcher. Hier wird ohne medikamentöse Unterstützung entzogen, dafür werden verschiedene Kräutertees und teilweise Akupunktur zur Erleichterung verschiedener Symptome angeboten. Am Ankunftstag kann man das Meiste davon noch nicht nutzen, er dient erstmal dem nüchtern werden und sich einfinden. Am Wochenende gelten leicht veränderte Regeln. Sonntag kann man länger schlafen. Dann gibt es ein Brunch ab 9.30 Uhr. Was zu dem Brunch auf dem Tisch steht wird vorher gemeinsam entschieden und vorbereitet. Das war teilweise so lecker, daß Manche es besser hatten als Zuhause. So weit zu den positiven Seiten. Nun die vermeintlichen Nachteile. Das Regelwerk auf Station ist sehr kleinkariert ausgemalt und trieb einige Mitpatienten fast zur Verzweiflung. Es besteht eine absolute Kontaktsperre mit allen ausserhalb der Station. Das ging so weit das 17-​jährige Mädchen eine Verwarnung kassierten, weil Sie Mutti zum Abschied vom Balkon aus zuriefen: Ich hab Dich lieb. Ich fand das übertrieben. Es dürfen in den 10 Tagen zwei private Anrufe nach draußen gemacht werden. Ausnahmen galten für Eltern, die sich von ihren Kindern jeden Abend kurz anrufen lassen durften. Es dürfen keinerlei elektronische Geräte mitgebracht werden. Kein MP3-​Player, Laptop, elektrische Zahnbürsten, Handy, etc. Macht Euch darauf gefasst auf Musik-​Entzug zu leben. Ausnahme ist gemeinsames Radiohören während der Putzzeit von 10 – 12 Uhr. Scheinbar haben schon zu viele Leute versucht in ihren Geräten Drogen hereinzuschmuggeln. Auch Sportgeräte wie Frisbeescheiben oder Jonglierstäbe durften nicht mit auf Station. An Personal ist immer mind. eine Krankenschwester/​-​Pfleger im Dienst. Zusätzlich tagsüber Praktikanten/​innen, Buftis (Bundesfreiwilligendienst), 1 Sozialarbeiterin, 2x/​Woche ein Psychiater und zur täglichen Visite eine Ärztin.Die Erfahrungen mit dem Personal waren gemischt. Von engstirnigen Regelfetischisten/​innen bis hin zu warmherzigen Mitarbeitern/​innen arbeiten dort verschiedene Menschen und sorgten so auch täglich für unterschiedliche Athmosspäre in der Gruppe. Die jüngeren Praktikanten, etc waren oft eine Bereicherung des Klimas. Sie hatten Zeit für die angenehmeren Aufgaben wie Spaziergänge, Sportraum, Tischtennis usw. Genauso gemischt waren aber auch die Patienten, von chaotischen Jugendlichen über Menschen mit Knasterfahrung und langen Vorstrafenregistern, psychisch leicht Gestörte bis hin zu sanften, gereiften, gebildeten Menschen, kann man dort auf alles treffen. Diese Mischung macht auch immer aus, welche Erfahrungen man dort macht. Alles in allem helfen Gelassenheit, Disziplin und Zusammenarbeit weiter um aus dem Aufenthalt das Bestmögliche zu machen.P.S. Empfehlung für alle die vor Entzug nachts nicht einschlafen können (Gliederschmerzen,