Wilhelm-Kaisen-Brücke

Bremen– eine Stadt am Fluss, nämlich der Weser. Und wie für Städte an Flüssen üblich, vor allem dann wenn sich ihr Stadtgebiet an beiden Flussufern erstreckt, gibt es hier natürlich auch Brücken. Insbesondere auch wichtigere Flussquerungen, denn schließlich ist zum einen die Weser kein kleines Rinnsal. Und zum anderen ist Bremen auch nicht in der Gefahr, als Kleinstadt zu gelten.
Tradition hat in Bremen eine Große Weserbrücke. Wobei sich das «groß» hier nicht auf die Brückengröße bezieht, sondern die Große Weser, den Hauptstrom. Zu unterscheiden von der Kleinen Weser, einem Nebenarm.
Bereits jedenfalls seit dem 13. Jahrhundert befinden sich Brücken zwischen dem Altstadtufer mit Schlachte und Tiefer einerseits und dem Teerhof andererseits. Über Jahrhunderte hinweg dominierten Holzkonstruktionen.
Erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde erstmals eine teils steinerne Flussquerung errichtet. Sie besaß sechs Strompfeiler aus Stein, auf denen ein hölzerner Unterbau lagerte. 10,75 m war diese Brüche breit mit einer Fahrbahn von 5,35 m breite und zwei Fußwegen.20 Jahre nach der Einweihung ersetzte man 1861 den hölzernen Fahrbahnträger mit einem Klotzpflaster als Belag durch einen eisernen und pflasterte die Brückenoberfläche. Während die in der Mitte verlaufende auf 7,17 m verbreiterte Fahrbahn für Kutschen mit dunkleren Steinen ausgelegt wurde, erhielten die Fußwege zu beiden Seiten, die auch zum Flanieren über den Fluss einladen sollten, durch hellen Sandstein freundlichere Farben.
Die Flussbegradigung der Weser erforderte einen Neubau. Die neue Brücke war die Verlängerung der Wachtstraße auf den Teerhof. 1893 begannen die Bauarbeiten. In zweijähriger Bauzeit entstand eine 137 Meter lange, zweispurige Auslegerbrücke mit Fachwerk-​Gerberträgern und einer Hängegurtung, ruhend auf zwei sandsteinverkleideten Strompfeilern. Diese bildeten eine Stromöffnung von 64 Metern Breite, und an ihren Schmalseiten war jeweils ein Löwenkopf aus Sandstein befestigt — je zwei Köpfe blickten also in Richtung Altstadt und Neustadt. Beide Zufahrten zur Brücke waren von je zwei etwa vier Meter hohen Obelisken flankiert, an denen in halber Höhe ein zur Landseite schauender Löwenkopf aus Bronze angebracht war. Zwischen der Gusseisen-​Konstruktion verlief die neun Meter breite Fahrbahn für Kutschen und getrennt davon an den Außenseiten der Brücke die Fußwege. Die Eröffnung der Großen Weserbrücke erfolgte im Jahre 1895. Die Brücke wurde bald zu einem der Wahrzeichen der Stadt. Sie galt als die schönste und berühmteste der zahlreichen Bremer Weserbrücken.
Als 1903 dann über die Kleine Weser die St.-Pauli-Brücke, eine eiserne Bogenbrücke mit Zuggurt und eingehängter Fahrbahn erstellt wurde, wurde erstmals eine unmittelbar geradlinige Wegeführung von der Altstadtseite mit Schlachte und Tiefer über den Teerhof in die Neustadt hergestellt.
Die Große Weserbrücke, die ab 1933 kurz den Namen Adolf-​Hitler-​Brücke trug und dann zur Lüderitzbrücke umbenannt worden war, gehört zu den zahlreichen Brücken, die unmittelbar vor Ende des Zweiten Weltkriegs gesprengt wurden.
Nach Kriegsende bestand schnell Einigkeit, hier wieder eine neue Brücke zu errichten, die seit 1980 den Namen des Bürgermeisters Wilhelm Kaisen trug, der sie 1960 eingeweiht hatte.
Ursprünglich war die heutige Brücke für zwei Fahrbahnen mit je drei Fahrstreifen konzipiert die von jeweils 2,35 Meter breiten Radwegen flankiert werden sollten. Mittlerweile wurden die beiden mittleren Fahrstreifen in einen Straßenbahnbereich umgewandelt. Aus diesem Grunde folgt auf die Fuß-​Radweg-​Kombination zu beiden Seiten nun je eine gut 5,90 Meter breite zweispurige Fahrbahn. Die Fahrbahnen werden vom 5,80 Meter breiten Bereich der Straßenbahn getrennt, der ein Gleis je Richtung aufweist. Insgesamt hat die Brücke eine Breite von 30,4 Metern. Die Länge der Konstruktion, die zwei Hohlkästen besitzt, beträgt 151 Meter bei einer Stromöffnung zwischen den beiden Strompfeilern von 86 Metern. Besonders markant präsentieren sich die trompetenförmigen Ausrundungen an den Brückenwiderlagern.
Die Wilhelm-​Kaisen-​Brücken stellt eine der wichtigsten und meistfrequentierten Weserquerungen unterhalb von Minden dar. Sie wird von Autos, Fahrrädern, Fußgängern und öffentlichen Verkehrsmitteln passiert und ist ein wichtige südliches Tor zur Innenstadt. Über die Brücke verlaufen mehrere Straßenbahnlinien und eine Buslinie. Auf dem Teerhof befindet sich die von diesen Linien bediente Haltestelle Wilhelm-​Kaisen-​Brücke.