Weltladen

Da wo früher die Szenekneipe Insbeth residierte (um die meiner Meinung nach immer viel Wind gemacht wurde ohne dass ich viel Sinn darin sah), verkauft man heutzutage politisch korrekt fair Gehandeltes aus aller Welt. Und das macht man gut. Oft waren die mir untergekommenen Dritteweltläden eher verstaubt und überteuert, aber hier herrscht ein sehr attraktives buntes Gemisch an bezahlbaren Sächelchen gerade vor der Weihnachtszeit brüten ja alle an Geschenkideen. Ich persönlich finde es gut, beim Schenken auch ein bisschen Politik zu machen, demzufolge verpacke ich gern Dinge, die erstens sinnvoll verbrauchbar sind, so dass sie nicht als sinnlose Herumgestehsel unnötig die Produktions– und Energieresourcen belasten, die zweitens möglichst umweltfreundlich, also ma besten ökologisch-​biologisch usw. sind und dann am besten noch aus fair trade. Und dann fühle ich mich temporär gut (bis ich doch mal wieder gezwungenerweise bei Lidl eingekauft habe).
Zurück zum Laden und weg von meinen Motiven. Hier gibt es viele nette Nahrungsmittel. Unser Favorit ist das türkische Kaffeegewürz mit viel Kardamom und anderem drin, das den Mittagskaffee nach dem Essen wirklich zu einem Dessert macht. Mittlerweile deutlich besser als die recht unleckeren Anfangsmodelle ist die Schokoladenkollektion. Die kleinen 99 Cent-​Tafeln dunkler Schokolade der GEPA sind ein Gedicht mit viel herbem Aroma. Kaffee und Tee in unzählbarer Sortenzahl, Honig aus exotischen Blüten, Säfte, Kekse, alles lockt.
Dann kommt die übliche Menge an Kunsthandwerk auch hier ist mittlerweile der mittlere Preissektor deutlich stärker vertreten als vor 20 – 30 Jahren, als fair trade-​Produkte eher Luxusgut waren, das man ja gern gekauft hätte aber als armer Student nicht erwerben konnte. Für meine Patentochter gab es wunderbare Rasseln aus Ghana in tiefen Rot-​Tönen, sehr hübsch, allerdings war die indische Version im Klang besser –i ch ging dann aber doch nach der Optik Man merkt, der Kaufrausch hatte eingesetzt, aber da sind ja auch so viele netten Menschen, die noch eine Kleinigkeit bekommen sollen einen Leuchter aus Indien aus Glas in Blütenform, filigran, einen Topflappen aus war es Samoa, Surinam oder Senegal oder Sambia? Bunt war er sowieso. Und natürlich brauchte ich ihn dringend. Genau wie noch zwei blaue Saftgläser aus Kenia, die Federtasche aus Bangladesh und Sesamöl aus Weitfortistan.
War ja alles für einen guten Zweck. Zum Glück fand ich den Schmuck in der angegliederten Schmuckgalerie nicht sehr attraktiv, auch wenn es vermutlich karmisch sehr verdienstvoll ist, alte Computerplatinen mit ihren symmetrischen Metall-​Plastikmustern zu Diademen und klobigen Anhängern zu verwursteln. Sah leider in meinen Augen immer noch genau so unattraktiv aus wie Computerschrott.
Sicher scheint auch, dass hier ehrenamtliche Mitarbeiter tätig sind meinen Respekt, da war ich auch gern bereit ein paar faire Minuten draufzugeben bis das mit der EC-​Karte funktionierte und die Geschenke (natürlich bunt) eingepackt waren. im Falle derleckeren Zotter-​Schokoladen war das Verpacken in jedem Fall ein guter Schutz gegen die eigene Schwäche, die bei den leckeren Sorten sicher dazu geführt hätte, dass ein Teil der Geschenke nicht beim ursprünglich geplanten Empfänger angekommen sondern in unseren gierigen Mäulern verschwunden wäre.
Also: Schöner Laden, hingehen und leerkaufen!