Amtsgericht Hamm

Neben Schleswig, Jena und Brandenburg an der Havel dürfte das westfälische Hamm die einzige Stadt sein, die im Bereich der ordentlichen Gerichtsbarkeit zwar ein Oberlandesgericht, aber kein Landgericht, sondern «nur» ein Amtsgericht beherbergt.
Amtsgerichte sind mitunter, wenn sie nicht mit anderen Gerichten in einem Gerichtsgebäude zusammen untergebracht sind, mitunter eher mickrige Gerichtsgebäude. So aber nicht in Hamm.
Das Hammer Amtsgerichtsgebäude ist eine recht beeindruckende, Ende der 20er/​Anfang der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts errichtete dreiflügelige Anlage aus Back– und Werkstein mit Walmdach. Der Eingang ist jetzt wenig protzig. Man stößt auf drei Türen. Leider so nicht gleich erkennbar ist, dass es rechts zur Sicherheitskontrolle geht, die man einzeln zu betreten hat. Dies kann dann dazu führen, dass sich direkt hinter der Eingangstür ein Rückstau bilden kann (wie ich ihn gestern beim Verlassen des Gebäudes sehen durfte). Negativ an dieser Unterbringung der SIcherheitskontrolle ist auch, dass es keine «Überholspur» für Personen, die kraft gewisser Legitimation (Hausangehörige, Anwälte mit Anwaltsausweis) von der Kontrolle befreit sind. Dies ist etwas unschön– meist hat man nämlich als Anwalt mit Anwaltsausweis schon die Chance, eine Schlange sozusagen zu überholen. Aber vielleicht will man hier auch einfach sparen und immer nur eine Person für die Kontrolle einsetzen.
Zweiter kleiner Kritikpunkt: Die Barrierefreiheit. Laut Homepage soll es einen Aufzug geben. Ich habe ihn zumindest nicht auf die Schnelle gesehen, als ich mich vom Erdgeschoss in Richtung Sitzungssaal im zweiten Obergeschoss machen wollte. .Kein Problem, mein Gepäck hielt sich in Grenzen — aber eine Ausschilderung wäre vielleicht nicht schlecht. Und zwar eine, die man nach Betreten des Gebäudes auch klar sehen kann.
Das waren aber schon meine Kritikpunkte. Sicherlich auch bedingt durch die Zeit der ursprünglichen Errichtung des Gebäudes hat man hier weder (zu) viel Pomp noch 60er Jahre-​Behördencharme. Die Gänge gehen. Jedenfalls im Bereich vor Sitzungssaal 231 hat man eine ausreichend gestaltete Wartezone. Das Treppenhaus ist sehr ansprechend. Und über einen zu kleinen Sitzungssaal konnte ich mich auch nicht beschweren. Dass das in Bayerns Sitzungssälen obligatorische Kreuz im Sitzungssaal fehlt, war für mich sowas von kein Problem.
Wegen des ansprechenden Treppenhauses und der insgesamt doch eher angenehmen Atmosphäre im Gebäude trotz der beiden Kritikpunkte für mich vier Sterne.