Wanderung an der Wupper

Nach meiner Kräfte zehrenden Tour an die Sieg, bin ich einen Tag später Richtung Witzhelden/​Wupper gefahren.
In meiner früheren, sportlichen Wanderzeit trainierte ich vor einem Bergurlaub immer an der Wupper. Es gibt kaum steilere Wege von der Höhe ins Tal herab bzw. hinauf. Deshalb tüftelte ich gezielt an einem weniger steilen Abstieg herum. Gefunden und los gefahren.
Im kleine Ort Oberbüscherhof entlässt mich der Bus. Der hohe Sendemast von Witzhelden grüßt herüber. Es macht Freude, die gepflegten Häuser und ihre Gärten im Vorbeigehen anzusehen. Immer wieder höre ich einen Hahn krähen. Es ist elf Uhr, Langschläfer oder Schreihals?
Bevor mich der Weg in den Wald bringt, laufe ich an großen Federvieh-​Gattern vorbei. Die Gänse kommen mit gerecktem Hals, sehr laut zischelnd auf mich zugerannt. Gut, dass uns ein Zaun trennt. Aus meiner dörflichen Kindheit sind mir angriffslustige Ganter ein Begriff. Auf einem weitläufigen Feld ist eine große Schar Gänse untergebracht. Die sind wohl fürs Martinsessen bestimmt.
Ein bisschen musste ich im Dorf nach dem Weg herumsuchen. Meine Wanderkarte ist alt, sicher wurde ein Grundstück erschlossen und der Wanderweg verlegt. Schließlich fand ich einen ausgewaschenen Pfad, der ins Tal meiner Planung führte.
Dieses namenlose, schmale Tal ist sehr urig. Kein Wind kann tief hineinwehen, auch das Tageslicht scheint nur zaghaft bis auf den Boden. Mein ständiger Begleiter ist ein murmelndes, von Stein zu Stein abwärts hüpfendes Rinnsal.
Bemooste Baumwurzeln ragen aus dem Hang, umgestürzte Bäume liegen quer im Tal breiter als eine Baumlänge ist es nicht. Mein Weg ist heute entspannend schmal. Der Hang geht weder tief noch steil herab.
Nach einer Stunde betrete ich an der Mündung meines inzwischen zum Bach mutierten Rinnsals das Tal der Wupper.
Das Denkmal des Rüden habe ich knapp verpasst. Dieser Rüde hatte seinen Herrn vor dem Tod gerettet, als dieser auf der Jagd von der Steilwand zur Wupper abstürzte. (Wahrscheinlich hatte er Hilfe geholt?)
Die Fußgängerbrücke über die Wupper führt mich in kurzer Zeit zum Restaurant Rüdenstein. Hier kehrte ich früher mit meiner Wandergruppe ein. Leider ist heute geschlossen. Schade.
An meiner Wanderstrecke liegen noch etlichen Restaurants. Die meisten sind in ehemaligen Mühlen untergebracht. In diesen Mühlen wurde kein Korn gemahlen, es wurde Stahl an den rotierenden Mühlsteinen geschärft. Die Qualität der Solinger Klinge ist ja weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt.
Meine Wanderung endet am Restaurant/​Haltestelle Haasenmühle bei Leichlingen. Nach 20 Minuten Wartezeit kommt der Schnellbus nach Köln. Ich fahre gerne im Hellen mit dem Bus. Es macht mir Spaß, die vorbei ziehende Gegend anzuschauen.
In ihrem Quellgebiet heißt die Wupper übrigens Wipper. Sie fließt u. a. durch Wipperfürth. Kurz bevor die Wupper bei Leverkusen in den Rhein fließt, mündet die Dhünn in die Wupper. Es ist ein ansehenswertes Fleckchen Erde.