Reiterhof Schenkenhorst

Reiten zum Abgewöhnen
Bedingt durch eine einjährige Babypause und meinen Umzug nach Berlin im Januar bin ich derzeit auf der Suche nach einem Reitstall mit anspruchsvollem Unterricht, artgerechter Pferdehaltung und einem freundlichen Umgangston.
Im Reiterhof Schenkenhorst vermeinte ich diesen Reitstall gefunden zu haben. Ich hätte nicht mehr daneben liegen können: Die Erfahrung, die ich vergangenen Samstag dort gemacht habe, zählt zu den Top 3 der fürchterlichsten Reitstunden, die ich in 22 Jahren als Schulreiterin erlebt habe!
Das begann schon bei der telefonischen Kontaktaufnahme, bei der mir mitgeteilt wurde, es gäbe (!) keine Gruppenstunden, ich könne lediglich eine Longestunde oder eine Einzelstunde nehmen. Tags darauf stattete ich dem Stall einen Besuch ab und sprach im Büro vor, wo ich mich als «erfahrene Freizeitreiterin» vorstellte, die seit ihrem neunten Lebensjahr reitet. Die Dame hinter dem Tresen teilte mich daraufhin für eine Anfängerlonge ein. Auf meinen Protest meinte sie lapidar, ich könne ja während der Stunde «mal kurz von der Longe gehen», dann würde ich schon sehen, wie gut ich reite. Schließlich willigte sie ein, dass ich «zum Probieren» eine halbe Einzelstunde (für stolze EUR 20,50) erhalten solle — was sich bei Antritt der Stunde eine Woche später als Anfängerlonge entpuppte. Absagen könne ich bis 48 Stunden (!) vorher oder nach Vorlage eines ärztlichen Attests, zu zahlen sei sofort, weil es sich die Leute ja sonst anders überlegen und auf Reitschüler kein Verlass sei. Soviel zum freundlichen Umgangston.
Eine Woche später kam ich, um meine vermeintliche halbe Einzelstunde anzutreten. Im Stall herrschte rege Hektik, und dass ich eine halbe Stunde vorher aufgekreuzt war (um mein Pferd zu putzen, satteln und ein wenig kennen zu lernen) quittierte man mit einem irritierten Seitenblick — mein Pferd Bambi sei schon im Einsatz, ich müsse sie nur übernehmen.
Gesagt, getan: eine halbe Stunde später sah ich mich einem etwa 1,40m kleinen Pony gegenüber (das für meine 1,76m und 70kg schon recht zart war), das sich als gutmütiges, stoisches Longenpony erwies. Mit der Reitlehrerin hatte ich mich darauf geeinigt, in der Longenhalle («Heuhalle», weil zur Hälfte mit Heu zugeschlichtet) frei zu reiten — was eine gute Idee war, da die etwa 20×20 große Fläche noch von einer weiteren Longestunde benötigt wurde. In der Mitte also die Longe, ich ritt im Kreis außen herum — Bahnfiguren sind da nicht mehr möglich. Und alles andere war mehr als mühsam, weil mein Longenpony (nicht unverständlich) abgestumpft war, und ich bereits im Stall erfahren hatte, dass es keine Gerten zum Ausleihen gäbe. Das führte dazu, dass ich wie blöd auf dem armen Pony herumklopfte, das steif in einem Schritt-​Trab-​Mittelding herumzockelte, während die Reitlehrerin jedesmal, wenn wir ihr nahe kamen, ein paar Schritte mit der Longepeitsche hinter uns her lief — woraufhin Bambi den Rücken durchdrückte und ein paar Schritte davonlief, um dann wieder «abzusterben». Frustrierend. Zwischendurch gab mir die Reitlehrerin immer wieder den Tipp, meine Hände aufzustellen — das einzige, was sie zu meinem Reitstil zu sagen hatte. Dazwischen unterhielt sie sich mit der anderen Longenführerin ausgiebig darüber, wie unmöglich die Inhaberin sei, weil sie mich zu einer Longenstunde eingeteilt hatte, und verhandelte mit anderen Leuten, die vorbeikamen und ebenfalls in die Halle wollten. Soviel zum guten Unterricht.
Gegen Ende der Stunde wurde mein Pferd etwas geschmeidiger, begann am Gebiss zu kauen und sich vorwärts-​abwärts zu dehnen. Das ist das einzig Positive, das es über diese Stunde zu sagen gibt. Auf Bambi wartete eine weitere Longestunde — die Dritte in Folge.
Zum Abschied teilte mir die Reitlehrerin noch mit, wie leid es ihr tue, dass ich zu einer Longe eingeteilt worden sei — es wäre halt einfacher gewesen, wenn ich den Pferdepass hätte. Dann hätte ich bei der Fortgeschrittenenstunde mitreiten können, die jeden Samstag um zehn stattfinde.
Und was mich wirklich auf die Palme bringt, ist Folgendes: Ich habe so einen Pass! Tatsächlich habe ich (weil Österreicherin) die Österreichische Reiternadel — das Äquivalent des Deutschen Reitabzeichens IV. Deshalb nenne ich mich ja erfahrene Freizeitreiterin. Bloß war die Dame, bei der ich die Stunde vereinbart hatte (anscheinend die Inhaberin), auf den ersten Blick so von meiner Inkompetenz überzeugt, dass sie nicht auf die Idee kam nachzufragen. Wieso sie so eine Sicht der Dinge hat, weiß ich nicht. Fest steht allerdings, dass ich in diesen Stall nie wieder einen Fuß setzen werde, und allen, die sich überlegen, dort Reitunterricht zu nehmen, nur von Herzen davon abraten kann!

Sehr schöné und große Anlage. Man kann hier alles machen: voltigieren, Ausritte, Reiten lernen für Anfänger und so weiter. Es gibt einen eigenen Parkplatz.

Blut, Schweiß, Tränen, harte Arbeit, Staub, Dreck, Gluthitze, Eiseskälte und Schlamm … Das ist keine Notiz aus dem Heeresbericht des OKW 1942 in Russland, sondern Begriffe aus dem Leben von Pferdebesitzern.
Südlich Berlins liegt hinter Güterfelde im kleinen beschaulichen Schenkenhorst dieses wirklich riesige Areal — der Reiterhof Wothke.
Es wird wirklich alles angeboten, was irgendwie nur was mit Reitsport zu tun hat, es sind mehrere Vereine dort beheimatet und die Umgebung lädt regelrecht zum Ausreiten ein. Es gibt Wälder, seen und Felder, auf denen man sich auch mit Genehmigung des Landesforstamtes mit den Galoppies austoben kann.
Das Hofgebiet ist sehr weitläufig und daher auch für den neuling etwas unübersichtlich — es gibt den Kernhof mit Boxen, Ställen und 2 Reithallen, sowie einem Springplatz, Roundpens, Führanlagen und ine vor kurzem erst erstellte schöné Geländestrecke. Ferner gibts 11 Offenställe in den Außenbereichen, die alle halbwegs passable Unterstände und weitläufige Sommerweiden haben. Die Offenställe sind nunmal auch die Anlagen für die allermeisten Reiter, denen ihr Pferd zwar lieb und teuer ist aber eben kein hochgezüchteter Galopper oder anderweitig teures Pferd ist, das rund um die Uhr im Stall und Box gehalten wird. Die Boxenpreise variieren je nach Aufwand und Ausstattung dann auch gut und gerne mal zwischen 300 — 500EUR pro Monat — ist zwar né ganze Menge Asche aber sie werden gut versorgt und gehegt und die Anlagen sind wirklich in einem hervorragenden Zustand. Einen Offenstallplatz für ein Pferd fällt mit um die 150EUR ins Gewicht, dafür wird aber je nach Stall auch viel Eigenleistung gefordert. (Stalldienst, abäpfeln usw.) Wer das nicht scheut, hat im südlichen berliner Großraum auf jeden fall einen der besten, wenn nicht gar die beste Reitanlage ist.
Für Leute, die nur ihre Lieben begleiten wollen und nicht sonderlich die Liebe zum Pferd teilen, gibt es einekleine Gaststätte mit einfachen, guten Gerichten, Eis etc. und einem kleinen Garten und einem Gelände mit Minischweinen, Ziegen, Schafen, Rindern, Enten, Gänsen, Puten, Hühnern, Kaninchen und Meerschweinchen — also einmal quer durch die Fleischtheke — alle putzig, flauschig und soooo lieb «Papa kann ich ein … haben?» — kurz um, meine Tochter und andere kinder lieben es einfach. Ist auch wirklich liebevoll gestaltet und hergerichtet.
Kurz um — wer was sucht, um sein Pferd unterzubringen, ist hier genau richtig!