Évaluation du lieu : 4 Ahrensburg, Schleswig-Holstein
Vielreisende aufgepasst: Ein kleines Landhotel, genau an der Ruhr, zwischen Pferdeweiden gelegen, verführt dazu die ein zwei Nächte in voller Ruhe zu verbringen. Die Zimmer sind im Bauernstil gehalten, das Essen ist klasse und das Frühstück mit Blick durch den riesigen Garten und über die Ruhr auf die Pferdewiesen ist sein Geld wert und läßt einen herunter kommen vom Stress des Altages. Ich freue mich schon auf die nächsten Male…
Reinhard H.
Évaluation du lieu : 4 Duisburg, Nordrhein-Westfalen
I. GRUNDSÄTZLICHES: SEXUNDSPEISEKARTEN Schon ein paar Tage her, traf ich nach langer Zeit Manne wieder, der es, als naturtalentierter Privat-Dichter, Brotberuf-Chemiker, Gitarrist und pensionierte Ex-Jazzrock-Rampensau(vocals, guitar, keyboards, tambourine, dance-support), inzwischen … etwas ruhiger angehen lässt. Manne ist privat, wenn er nicht auf der Bühne alte R&B– oder Soul-Klassiker von Roger Chapman röhrt, ein umwerfend sanftes Walroß. Er sieht, falls ihr ihn treffen wollt, aus wie ein überlebensgroßer Goldhamster, der neben einem Atomkraftwerk aufgewachsen ist. Daß er, bloß in blond, auch eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem Opern-Komponisten und berühmten Gourmand Gioacchino Rossini besitzt, weiß er gar nicht oder es macht ihm einfach nichts aus. Nach zwei, drei das Wiedersehen untermalenden oder überspülenden Gläsern Brunello de Montalcino erkundigte ich mich, alter wüster Zeiten wegen, nach der aktuellen Lage an der Damenbetörungsfront. Ach, Kraska, du weiß ja…, schmunzelte er da versonnen in seinen Rotweinkelch, …heute ist es ja mehr das Essen… Wie jetzt essen? frug ich konsterniert zurück. Und da hörte ich ihn, aus seinem Munde, zum allerersten Mal, diesen mittlerweile in meinen Kreisen schon recht currenten Satz: Du weißt doch: Essen ist der Sex des Alters. Zu jener Zeit, den Cowboystiefeln kaum entwachsen, stemmte ich mich noch panisch gegens Älterwerden, protestierte daher wenigstens halbherzig und hieb rhetorisch-polemisch mit der Fang-Frage auf ihn ein, ob er damit etwa allen Ernstes die beim hitzig-verschwitzten Entkleiden eines prospektiven Liebesnachtpartners entstehende erotische Vorlust bzw. –freude mit jener gleichsetzen wolle, die bei einem in aufgeräumter Stimmung vollzogenen, zugegebenermaßen ebenfalls appetitfördernden Studium einer … Restaurant-Speisekarte aufkäme? Doch, bestätigte Manne, strich sich dabei behaglich über den voluminösen Bauch und grinste wie ein verwöhnter alter Perserkater, doch, das könne man durchaus so sagen, nur daß die in intimer Zweisamkeit bei romantischem Kerzenlicht zelebrierte Lektüre und Erörterung einer angekündigten Menü-Folge weniger anstrengend sei, und auch mit deutlich weniger Peinlichkeiten verbunden. Nebenbei, setzte er philosophisch versiert hinzu, sei das Verhältnis von Versprechen(artifizielle Betitelung der Speisen /Parfums, Makeup & Dessous) und real genossenem Erlebnis(tatsächlich serviertem Gericht /gefühlsecht aufwallender Geschlechtsturbulenz) in Restaurants auch viel weniger überraschungsfrei(Achtung! Dreifach gehoppelter Negationssalto-Rittberger! Bitte vorsichtig entwirren!). Im Klartext: Während die geschlechtliche Kohabitation letztlich am Ende immer auf die Wiederkehr des Immergleichen(Nietzsche) oder auch eben bloß auf das Eine(Plotin) hinausliefe, sei der Besuch einer bis dato unverkosteten Restaurantküche immer ein risikoreiches Abenteuer mit höchst ungewissem Ausgang.(Manne ergänzte noch, daß die Gefahr, nach einem guten Diner, beim Digestif, gefragt zu werden: Was denkst du gerade? wesentlich geringer sei als nach stattgehabtem wechselseitigen Gebrauch der Geschlechtseigenschaften [Immanuel Kant, Metaphysik der Sitten]. Und der Drang, sich zu erkundigen: Wie war ich? entfiele überhaupt komplett! Obwohl ich ihm innerlich längst Recht gab, hielt ich pro forma noch ein Weilchen dagegen und verteidigte den Vorrang zwischenmenschlich-amouröser, gymnophiler Turnübungen, bis er weitere Diskussionen mit der kryptischen Bemerkung abschnitt, käme ich erst in sein Alter, würde ich schon sehen…(Dabei, Manne ist anderthalb Jahre älter als ich!) Klar, natürlich hat er Recht. Jedem Lebensalter seine eigenen sinnlichen Leidenschaften(also etwa: Pubertät: Sex, egal mit wem; junges Erwachsenenalter: Sex, soviel wie möglich; midlife-crisis-Alter: abermals Sex, aber mit deutlich jüngeren Frauen; dann aber endlich post-klimakteriell gereifte Seniorität: köstliches Essen, guter Wein!; was danach dann kommt, weiß ich mangels Erfahrung noch nicht: Ob man hernach, als mümmelnder Lustgreis in der Gnade der späten Demenz, eher die einstmals listig abgeschmeichelten schlüpfrigen Amateur-Fotos verflossener Liebschaften begutachtet oder doch lieber in alten Speisenkarten und Kochbüchern schwelgt? Zu gegebener Zeit werde ich berichten… Was Sex und gute Küche noch gemeinsam haben: 1.) sind engagierte Laien darin häufig signifikant besser als Professionelle; 2.) zeigt sich erworbene Reife darin, daß man sich immer seltener vom hypokritischen Raffinement dekorativen Beiwerks(Ornament-Salat, Balsamico-Essenz-Spritzer, sensationelle Kreativ-Delirien à la Terrinensoufflée-Confit-Latte von frittierten Flusskrebsohren in Eselsmilchconsommée an bruliertem Lavendel-Mocca-Wasabi-Mousse mit Mango-Chili-Hechtklößchen-Schaum) blenden lässt, sondern vielmehr das Einfache, das schwer zu machen ist bevorzugt, das Schlichte, Regionale, Handfeste einer im besten Sinne bürgerlichen Küche. Man rümpfe über das Bürgerliche bitte nicht die