Möhringen

Groß, lebendig, generationenübergreifend, laut und keinesfalls langweilig
Zunächst mal: Möhringen hat nichts mit dem Gemüse zu tun, im Ortsteilwappen führt es aber unter anderem einen Mohrenkopf (ja ich weiss man sagt nicht mehr Mohren, auch nicht Neger, man soll jetzt Schwarze sagen, sagen die Grünen). In frühen Urkunden, bis etwa 1300, wird der Name Moringen verwendet.
Die Eigentümer Möhringens wechselten mehrmals, bis es schließlich nach Württemberg kam. Hier gehörte die Gemeinde zunächst zum Oberamt Esslingen, ab 1940 zu Stuttgart. Zu Möhringen gehört auch der Stadteil Fasanenhof, der sich durch große und wenig ansprechende Hochhäuser auszeichnet sowie durch ein ebenso «schönes» Industriegebiet. Es werden seit Jahren Anstrengungen gemacht, hier Verschönerungen vorzunehmen, doch davon später mehr.
Leben in die Bude bringt am Ortsübergang von Möhringen zum Fasanenhof das SI-​Erlebnis-​Centrum mit zwei Musicaltheatern, einem Vier-​Sterne-​Hotel der Spielbank, einer Spielhalle, vielen Restaurants, den maXX-​Kinos, Geschäften und den Schwabenquellen, einer (textilfreien) Saunalandschaft.
Die auffallend große evangelische Martinskirche, gerne auch als Filderdom bezeichnet mit dem 63 Meter hohen Turm, der im Kirchenschiff mit zwei Emporen über 1500 Sitzplätze hatte, wurde im Krieg fast zerstört, dann in etwas bescheidenerer Größe wieder aufgebaut. Dennoch dominiert die immer noch sehr große Kirche das Bild im Ortszentrum. Ebenfalls wieder aufgebaut wurde der Spitalhof, der jetzt als Veranstaltungsort für manchen Krämermarkt oder sonstige Ortsteilfeste dient.
Möhringen kann eine ordentliche Vielfalt an Geschäften aufweisen und der Möhringer Bahnhof ist der Knotenpunkt für die Linien von den Fildern in die Innenstadt. Am Bahnhof hat man das Bürgerzentrum Möhringen eingerichtet, das von der Bevölkerung sehr gut angenommen wird. Leider hat man den Bahnhof mit modernen Wohnhäusern und einem großen Studentenwohnheim völlig zugebaut. Ob es fürs Lernen so gut ist wenn alle paar Minuten eine Stadtbahn direkt vor dem Fenster vorbeiheult (und das 20 Stunden am Tag) sei dahingestellt: das Wohnheim ist jedenfalls voll, gibt es doch in Stuttgart einen chronischen Mangel an bezahlbaren Studentenbuden, der sich schon fast mit dem in Tübingen messen kann. Genau gegenüber des Studentenwohnheims entsteht gerade ein Seniorenheim. Nun, zumindest können die alten Herrschaften nicht sagen, dass sie ins Grüné abgeschoben wurden — sie sind sozusagen mitten im Leben und Grünes gibt es am Möhringer Bahnhof nicht mehr viel, es sei denn auf dem Wochenmarkt.
Der Fasanenhof wurde 1730 als Fasanerie von Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg angelegt. Herzog Carl Eugen und seine Gemahlin — richtig, schon wieder die — Franziska von Hohenheim (muss eine bauwütige Powerfrau gewesen sein!!) erweiterten die Anlage beträchtlich: Im Jahr 1783 ließen sie ein Lustschloss mit Gartenanlagen bauen. Die gesamte Anlage erhielt den Namen Fasanenhof.
Ein paar Jahrzehnte und zwei Eigentümer weiter verkam der Fasanenhof etwas, die Fasanen gingen stiften oder krepierten, die Parkanlagen verwilderten und der Hof wurde schließlich landwirtschaftlich genutzt. Die Waldung um das Schloss wurde fast komplett abgeholzt und für den Feldbau erschlossen. Man hielt viel Milchvieh und die damalige Käserei war für ihren Münsterkäse bekannt. Der Fasanenhof ging 1854 in den Besitz der königlichen Hofkammer über. Dann dümpelte das Ganze als großer Bauernhof vor sich hin, bis die Stadt Stuttgart sich schließlich in den Fünfzigern auch dieses Areal einverleibte.
Es entstand nun ein Bebauungsplan für eine Großsiedlung mit 10.000 Einwohnern. Mit dem Fasanenhof sollte ein reines Wohngebiet entstehen, das in der Planung drei zwanzigstöckige Wohnhochhäuser und zwei Gruppen von je zwei achtstöckigen Wohngebäuden umfassen sollte. Infrastrukturell wurden eine Grund– und Hauptschule, drei Kindergärten/​-​tagesstätten, drei Kirchen mit Gemeindezentren, eine Seniorenwohnanlage, eine Modellwohnanlage für Körperbehinderte, ein Jugendhaus, ein Hauptzentrum mit Geschäften, zwei Nebenzentren, ein großes Angebot an Spiel– und Freizeitflächen, ein Vereinshaus mit Gaststätte und Sportanlagen geplant.
Herausgekommen ist ein Wohnviertel der Gegensätze: im «grünen» Teil gibt es hübsche Reihenhäuser, das Wohnen in den Hochhäusern, von denen eines sogar einen Architekturpreis bekam, ist hingegen wenig beliebt, denn die Hochhäuser stehen direkt an der Autobahn und sind teilweise auch schon schwer in die Jahre und damit heruntergekommen. Entsprechend schnell wurde das Viertel zum sozialen Brennpunkt. Anstregungen werden jedoch gemacht, um die Hochhäuser zu modernisieren.
Das «Hauptzentrum», der Fasanenhof-​Komplex, ein erstaunlich hässlicher riesiger griesegrauer Betonklotz mit diversen Läden und Einrichtungen, verkam schon in den Achtzigern trotz tapferer immer neuer Nutzungs– und Begrünungsversuche schnell und wurde nach dem kompletten Leerstand erst von Künstlern als öffentliche