Augustinverkäufer

Es gibt sehr wenige Augustinverkäufer die sich einem aufdrängen, aber viele von denen man beim Vorbeigehen freundlich begrüßt wird — und umworben…
…es gibt die unterschiedlichsten Charaktere unter den Verkäufern — die einen stehen, zeigen sich verhalten aber präsent, andere sprechen dich persönlich an und verwickeln einen in ein Gespräch das nicht selten zu einer netten Bekanntschaft führt und es freut auf seinen gewohnten Wegen stets auf ein bekanntes Gesicht zu treffen, ob auf ein einfaches «Hallo» oder ein paar Worte mehr.
Einige werben sehr performativ für den Augustin von dem immerhin die Hälfte des Verkaufspreises den Kolporteuren selbst zu gute kommt…
…man muss natürlich keinen Augustin kaufen, dem Menschen einfach so einen Euro in die Hand zu drücken ist genauso hilfreich und es darf auch gern etwas mehr sein…

Eines der Dinge, die man einmal gemacht haben sollte, wenn man in Wien ist, ist einen Augustin gelesen zu haben, oder sagen wir mal, einen gekauft zu haben, es reicht ausnahmsweise auch aus, einmal mit einem Augustinverkäufer geplaudert zu haben und ihm vielleicht eine kleine Spende gegeben zu haben.
Augustin — die erste österreichische Boulevardzeitung (nicht Obdachlosenzeitung sagen!) — basiert auf der Idee, allein durch den Verkauf der Zeitschrift die Not der Obdachlosen und Langzeitarbeitslosen etwas zu lindern.
Als das «soziale Gewissen Wiens» bezeichnet ist es ein Forum für radikale Kritik zu verstehen und gleichzeitig werden Themen zu sozialer Ungerechtigkeit und gesellschaftlichen Verhältnissen behandelt.
Den Inhalt formulieren professionelle Journalisten und Grafiker. Den Verkauf der ca 30 000 Exemplare die alle 2 Wochen erscheinen meistern ca 400 Verkäufer/​innen.
Man trifft sie in der ganzen Stadt, häufiger frequentiert ist jedoch der Naschmarkt. Für 2 Euro ist man dabei, davon geht 1 Euro an den Verkäufer selber.
Ich finde, man sollte den Augustinverkäufer mit dem notwenigen Respekt gegenübertreten, meistens sind sie recht charmant oder auch echt witzig.