Das Café Lorenz ist wie der Großteil seiner Stammgäste arg in die Jahre gekommen. Das Ambiente mit plüschigen Sitzgelegenheiten aus längst vergangenen Jahrzehnten trifft auf ein helles, kaltes Licht. Gemütlich ist anders. Obwohl das Café direkt bei mir ums Eck liegt, bin ich deshalb eher selten dort anzutreffen. Das Café bietet täglich einen abwechslungsreichen Mittagstich. Das Qualität des Essens ist in Ordnung. Im Sommer gibt es ein paar Tische direkt an der Straßenbahnhaltestelle und am Eingang zur U3. O.k. für die Mittagspause oder einen schnellen Kaffee, aber sicher kein Ort, an dem die Wiener Kaffeehaus Kultur zelebriert wird.
Sybil A.
Évaluation du lieu : 3 Wien, Österreich
Auf der Suche nach Kaffehauskaffee entdecke ich das Café Lorenz. Etwas merkwürdige, sogenannte altwienerische Dekoration an den außen angebrachten schwarzen Glasflächen stimmen mich etwas skeptisch, das Biedermeierflair ist unsympathisch. Trotzdem, Kaffe und Ziagrette, belieben meinem Sympathikus jetzt, öffne ich die zu goldige Eingangstür. Keine Rauchschwaden, sondern der Geruch von banalem Schinken — Käse — Toast schweben mir entgegen. Das Kaffehaus aus alten und neuen Elementen dient höchstens zum kurzen Verweilen. Für Liebhaber zeitgenössisch interpretierter Verbiedermeierung durchaus ansprechend, versuche ich indessen gefallen am Kaffeegeschirr zu finden. Es gelingt mir nicht ganz, der Kaffeschaum wabbelt vor sich her. Ein Schluckerl des heißen Gebräus — war es nun der Kolschitzky oder nicht — ein Zug am Zigaretterl, zurücklehnen, entspannen. Die Wiener Mélange schmeckt dicht und dick. Nicht ganz meine Sorte, aber doch genießbar. Von gegenüber speanzlt ein älterer Mann zu mir. Die Servierin schiebt sich aufmerksamer Weise sofort dazwischen, ich deponiere grüßend Münzen am Tablettchen.