Jugendstil

Sucht man ihn, wird man ihn auch finden, den Rest des Jugendstils der Jahrhundertwende. Weiß man noch wo man suchen wird, wird man sich natürlich freuen, denn sonst stößt man eher nur zufällig darauf. Da steht man dann, ganz verwundert. Mitten in einer kleinen Straße, mitten zwischen all den historistischen Bauten ist plötzlich ein Haus anders. Es sticht hervor, nicht nur wegen den Goldornamenten, sondern wegen der Gestaltung ganz allgemein.
Eins dieser Häuser, die es sich zu suchen lohnt ist die Engelapotheke. Eigentlich Apotheke zum weißen Engel genannt, aber anders ist es einfacher. Die befindet sich in der Bognergasse, eigentlich ganz in der Nähe des Stephansplatzes, fast neben dem schwarzen Kameel.
Die Engelapotheke selbst existiert seit dem 16. Jahrhundert. Die in der Bognergasse, geschmückt von Oskar Laske seit 1901– 1902. Oskar Laske ist wahrscheinlich nicht vielen bekannt. Eigentlich ein Maler, aber auch ein Wagner Schüler. Diese Kombination hat sich sehr gut getroffen und in den Jugendstil eingefügt und dieser Kombination haben wir auch die Fassade der Engelapotheke zu verdanken. Anregungen dazu holt er sich allerdings auch bei Joseph Maria Olbrich und Gustav Klimt. Seine Damen zu beiden Seiten des Hauses sollen angeblich von Hr. Klimt beeinflusst worden sein. Ähnlichkeiten werden hier mit der «Hygieia» Klimts gezogen, die er für die medizinische Fakultät an der Ringstraße malte.
Woher er auch immer seine Ideen genommen hat, er hat sie gut umgesetzt. Die Engelapotheke gehört für mich zu einem kleinen Schmuckstück, eine Fassade, die unter 100 hervor sticht. Die sollte man sich unbedingt anschauen. Das ganze Haus zu erfassen ist leider etwas mühsam. Bedingt durch die extrem schmale Gasse ist das Blickfeld etwas begrenzt. Zum Glück hat Oskar Laske aber Hauptsächlich den Geschäftsbereich des Hauses verziert, also den unteren Teil. Der ist für Jedermann gut ersichtlich. Um das gebogene Eingangsportal, das schon in seinen Formen an den Jugendstil erinnert, gruppieren sich nun zwei Engel, die hoch erhoben Schalen halten. Um ihre Handgelenke wickelt sich jeweils eine Schlange, die die Schale zu erreichen versucht. Die Figuren sind in feinem Mosaik ausgeführt, in Lila und Gold glitzern ihre Gewänder.
Das geschmückte Balkongeländer darüber rundet das Bild perfekt ab.
Die Apotheke zum weißen Engel gibt es noch immer. Eines der wenigen Häuser des Jugendstils, die außen sowie innen noch original erhalten sind und daher natürlich auch betretbar und von innen sichtbar. Neugierige können sich daher auch innen umschauen und die Einzigartigkeit des Hauses erleben. Nachdem es aber noch immer in Betrieb ist, sollte man vielleicht damit warten bis man wirklich etwas von der Apotheke braucht. Dann hat man auch ganz offiziell einen Grund hinein zu gehen.