Eine eigenwillige Sache, dieser Kalvarienbergmarkt. Jedes Jahr wird in den Februar– und Märzmonaten die Kalvarienberggasse zwischen Hernalser Hauptstraße und Geblergasse abgeriegelt und die Autofahrer werden auf links und rechts umerzogen. Dann verwandelt sich der ansonsten ruhige Platz um die Kalvarienbergkirche in einen Ort der Kinderfreuden und der Elternnostalgietrips. Da dreht eine Lok ihre Runden, da sorgt ein Karussell für Drehwürmer, da traben Ponys über den Platz und von überall dringt der Geruch von Zuckerwatte, Langos und Lebkuchen in die Nasen, ihr Geschmack in die hungrigen Bäuche. Der große Stolz des Kalvarienbergmarktes ist allerdings der«Bamkraxler», eine Alt-Wiener Spielzeuglegende, die heute einen harten Kampf gegen Nintendo DS und Konsorten führen muss. Auf einem Stangerl ruckelt ein Holzmännlein einen Baum herunter und klingelt dabei mit einem Glöckchen. Kinder waren ja einst leichter zufrieden zu stellen als in diesen heutigen Zeiten… Inmitten kandierter Äpfel, Schokotrauben, «Kalvarienbergkipferln» und«Gigerlfutter»(«Gigerl» — die Alt-Wiener Form des Dandys. Warum der mit Nüssen und Rosinen gefüttert wurde, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.) können die Kalvarienberger schnell vergessen, dass sie in der Stadt leben und sich an einem ländlichen Kirtag wähnen. Von Aschermittwoch bis Ostermontag bietet dieser«traditionelle Wiener Fastenmarkt» das Naschwerk für die langen Tage des Sich-Zurücknehmens. Aber der Wiener hatte schon immer seine ganz eigene Definition für das Fasten.
Stefanie S.
Évaluation du lieu : 4 Wien, Österreich
Was objektives kann ich über den Markt hier nicht berichten, weil mich viel zu viel Nostalgie damit verbindet. Zur Osterzeit führte mich jeder Heimweg von der Schule hier hindurch, ich habe hier meinen ersten Wurliwurm gekauft(diese Stoffwürmer, die sich durch eine unsichtbare Schnur, wie von Zauberhand herumzuschlängeln scheinen), mindestens jeden zweiten Tag ein JUXSACKERL um 10 schilling, in dem sich grässlicher ausrangierter 80er Jahre Modeschmuck befand oder ich begab mich auf eine Schaukelbootstour mit meinen Freundinnen. Dazwischen knallte man sich einen Schaumbecher in den Gaumen. Die Frau, die die Juxsackerl seit nun über 15 Jahren verkauft, erkennt mich heute noch, wenn ich zufällig am Markt vorbeikomme und manchmal kaufe ich dann sogar wieder eins… jetzt ist der Trash in den Überraschungpackerl ja teilweise sogar hip. Das Wahrzeichen des 350 Jahre alten Marktes ist der BAMKRAXLER, eine Art kleiner Kasper, der an einer Drahtstange auf und ab hüpft und sich auf die Bibelstory des Zachhäus auf der Palme bezieht. Außerdem kann man zu der Zeit den Kreuzweg in der Kalvarienbergkirche besichtigen.