STUWO Strudlhofgasse

Dieses Heim war fast 6 Jahre lang meine Heimat in Wien. Was es auszeichnet ist vor allem seine zentrale Lage und die Verkehrsanbindung. In 10 Gehminuten erreicht man Schottentor und altes AKH, die Chemie und die Physik liegen überhaupt direkt vor dem Haus. Wer öffentlich unterwegs sein will, findet mit den Straßenbahn 5, 33, 37, 38, 40, 41 und 42 sowie der U6 und der schnell erreichbaren Buslinie 40A bzw. Straßenbahn D nahezu überall hin. Auch eine Citybike-​Station ist nur 100m entfernt.
Die Nahversorgung ist ausgezeichnet: Billa, Bipa, DM, Hofer und Spar in Gehweite. Dazu die Nähe zum Franz-​Josefs-​Bahnhof mit dem «24/7″-Billa. In der Umgebung gibt es zahlreiche Ärzte, Friseure, Buchhandlungen und ausgezeichnete Restaurants (Lenek, Okinawa, Meksan, AJs, …). Auch ein Park liegt schräg gegenüber. Volksoper und WUK sind nur einen Steinwurf weit weg.
Das Haus wurde 2002 von der STUWO übernommen Die 19 Einzelzimmer pro Stock sind winzig (7−9m2), aber einigermaßen gut ausgestattet. Die Gemeinschaftsküchen sind hell und groß. Es gibt Aufenthaltsraum, Kapelle, Musikraum, Waschküche, Partykeller und Fitnessraum. Gereinigt werden die Allgemeinflächen täglich und die Zimmer einmal pro Woche.
Der Internetanschluss ist mit 20GB pro Monat begrenzt, danach wird die Verbindung extrem langsam. Wer also Streaming-​Angebote wie Spotify nutzt oder Vorlesungs-​Streaming betreibt (dieses Service gibt es an manchen Universitäten), wird sehr schnell für den Rest des Monats «am Tropf» hängen.
Der für diese Leistungen zu bezahlende Preis ist nicht weniger als happig: € 368 pro Person und Monat. Dieser Betrag steigt jährlich um etwa € 10. Da sind andere Heime besser ausgestattet und auch noch um Einiges günstiger.
Mit Abstrichen ein solides Heim, wenn da nicht die Verwaltung wäre:
2011 gab es einen personellen Wechsel in der Verwaltung, danach begann es mit dem Heim rapide bergab zu gehen. Zunächst wurde ein generelles Rauchverbot eingeführt (davor nur in den Küchen) und die Bürozeiten von Mo-​Fr 8 – 12 auf Mo/​Mi/​Fr 8:30 — 10:30 reduziert. Danach folgte die Stilllegung von allgemeinen Einrichtungen: die WCs im Erdgeschoss werden aus unerfindlichen Gründen versperrt gehalten (auch das Behinderten-​WC, wo ich im Vorbeigehen einen Lagerplatz für Toilettenpapier ausmachen konnte), ebenso die Kapelle, das Solarium und der zweite Musikraum (Lagerraum für Tische und Stühle). Für die Nutzung des Partykellers wird eine Kaution in Höhe von mehreren Hundert Euro verlangt.
Das im Studentenheim berühmt-​berüchtigte «Heimfest» wird mit unterschiedlichen Vorbringen verwehrt: Angst vor Vandalismus, nicht funktionsfähige Überwachungskameras oder erst dann, wenn die Studenten brav die Küche zusammenräumen — als Belohnung sozusagen.
Die Heizkörper wurden in allen Zimmern «blockiert», sodass ein Aufdrehen nur noch bis Stufe 3 von 5 möglich ist. Die maximale erreichbare Temperatur betrug in meinem Zimmer 22° Celsius — und das bei straßenseitiger Lage mit Sonneneinstrahlung von 08:00 — 17:00. Ich kann mir vorstellen, dass es hofseitig (Nordseite mit großen Bäumen vor dem Fenster) deutlich kühler sein könnte.
Der Reinigungszustand hat sich deutlich verschlechtert. Das Treppenhaus ist im Gegensatz zu früher deutlich verschmutzt und auch die Küchen werden nicht so gründlich gereinigt wie früher. Die Waschmaschinen werden ebenfalls kaum gereinigt.
Auch der Wartungszustand des Heimes ist im Absteigen begriffen: im Bad lockert sich die Acrylverglasung der Duschkabine, die Mörtelfugen zwischen den Fliesen beginnen sich zu lösen und die Silikonfugen weisen an einigen Stellen Schimmelflecken auf. Die versprochene Renovierung wurde nicht durchgeführt.
Die Brandmelde-​Einrichtung hat ebenfalls ihre Tücken: ca 2 – 3 mal pro Jahr löst sie einen Fehlalarm aus. Im Alarmfall wird die Heimverwaltung von der Anlage telefonisch verständigt und muss kommen, um nach dem Rechten zu sehen. Die Feuerwehr wird nicht automatisch verständigt: im Ernstfall muss also jemand geistesgegenwärtig genug sein, 122 zu wählen. Eine Feuerleiter gibt es nicht.
Im Auftreten gegenüber den Studierenden ist die Heimverwaltung bestenfalls schnippisch und herablassend. Primäre Kommunikationsmethode sind bunte Aushänge am schwarzen Brett, in denen oftmals unter Verweis auf nicht existente bzw Fehlinterpretation bestehender Gesetze Vorschriften gemacht werden. In der persönlichen Kommunikation herrscht unkooperatives, autokratisches Verhalten oder es wird gedroht. Auch Abzüge von der Kaution («wegen Ausmalen»: das Zimmer wurde danach nicht ausgemalt) oder fristlose Kündigungen unter zweifelhaften Umständen habe ich mitbekommen. Erlaubt wird nichts, gefordert wird absoluter Gehorsam und konstruktive Ideen abgeschmettert. Die Stimmung im Heim ist entsprechend schlecht und die Fluktuation hoch.
Pflichtlektüre zu diesem Heim: der letzte Absatz dieses Blogeintrags: