W:24

Ich glaube tagsüber habe ich noch nie länger als vielleicht 2 Minuten W24 angeschaut, nachts hingegen läuft der Sender dann doch schon mal ein klein wenig länger (also 5 Minuten oder so). Denn nachts kann man stundenlang Wien per Straßenbahn erkunden. Das Ratespiel wer errät die Linie oder nächste Station als erstes ist zumindest bei uns schon fast Kult geworden und macht natürlich mit einem leichten Pegel am meisten Spaß. Manchmal wird auch keine Straßenbahn verfolgt, sondern ein Fiaker — welch eine Abwechslung.
Wirklich irre dieser Sender!

W24 — ein Sender, von dem man zu jederzeit das Datum und die Uhrzeit erfährt. Ich verirr mich nur selten auf diesen Sender und wenn, dann meistens nur ein paar Minuten in der Nacht. Denn hier findet man ein etwas außergewöhnliches Nachtprogramm — es kommt mir ein bisschen so vor, wie das prasselnde Kaminfeuer, dem man früher auf SuperRTL beim brennen zuschauen und lauschen konnte (kennt das noch wer?) — aber hier sind es Straßenbahnen oder Fiaker, die sich ihren Weg durch Wien bahnen und man kann selbst «mitfahren». Eigentlich unglaublich langweilig und nur zur Programmüberbrückung gedacht, aber ich als Nachtschwärmerin und noch nicht wahnsinnig gute Wien-​Kennerin schau ganz gern einige Minuten zu, wo sich die Straßenbahnen durchschlängeln, mit denen ich nie fahre. Es kommt auch schon mal vor, dass ich meinem Mitbewohner ein «Wer zuerst weiß, wo die Straßenbahn gerade ist!!» zurufe — dieses Spiel wird aber leider oft dadurch zerstört, dass bei jeder Straßenbahnstation darunter steht, welche Linie es ist und bei welcher Station gerade Halt gemacht wird. Aber man könnte sich ja einen Karton auf den Fernseher kleben. äähm ja. lassen wir das.
Untertags beim Durchzappen sehe ich manchmal Verkehrskameras mit Live-​Bildern von den Straßen Wiens, Eventvorschläge und ähnliches.
Ein Sender mit Nützlichkeitscharakter, aber Entertainment darf man hier wohl nicht erwarten.

I couldn’t believe my eyes. Ich sehe die Straßen von Wien, auf mittelhoher Perspektive. Die Strassenbahnschienen halfen — o. k. — das Rätsel zu lösen. Das Insert des Stationsnamens auch. Ich konnte also erkennen worum es ging, nämlich um Wiener Straßenbahnstationen. Aber wieso? Meine erste Sichtung des audiovisuellen Materials informierte mich von Belanglosem, ich erkannte den Sinn nicht. Denn, wären die Kameras höher angebracht oder Schwenks eingebaut, könnte mediales Sightseeing eine Begründung für diese — offensichtlich stundenlange — Show sein.
Ich beobachtete also den Bildschirm, nicht änderte sich. Beton, Schienen, Häuser, irgendwo in Wien. Immer wieder schlief ich ein, zwei Stunden später noch immer die Strassen von Wien. Langsam fing ich an zu glucksen, dachte an eine Variante des Testbilds für ausgefallene Fernsehsender. Nein, es war diesen Leuten ernst.
Nächte später zappte ich durch die Gegend, plötzlich: Strassenbahnfernsehen. Ich nahm mir vor darüber zu sprechen. Sie auch?