www.fm4.at

Sehr feines Programm. Kaum zu glauben, dass FM4 zur ORF-​Gruppe gehört.

My station of choice in Vienna.

FM 4 hat ja unter Radiofreunden schon Kultstatus. Momentan geniesse ich dieses Programm dank Aufenthalts nahe der österreichischen Grenze auch über längere Zeit.
Wer ein Jugendradio erwartet, wie FM4 ja auch schon mal bezeichnet wird, der erlebt sein blaues Wunder. Denn hier gibt es nicht die Black Eyed Peas, Reamonn und Green Day in Dauerrotation, unterbrochen von lustigen Moderateusen und aufdringlicher Eigenwerbung. FM4 würde ich vielmehr als alternatives Popkultur-​Programm bezeichnen. Eine Nische, die in Deutschland keiner besetzen will. 50% des Programmes müssen auf englisch moderiert sein, das ist noch eine Auflage aus alten Zeiten. Aus dieser Auflage hat man das Beste gemacht und so gilt bei FM4 das Native Speaker-​Prinzip. Das heisst, jeder spricht so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Das ist dann manchmal etwas ungewohnt, vor allem bei Doppelmod deutsch-​englisch (oder besser österreichisch-​englisch). Die Moderatoren sind manchmal auch der einzige Schwachpunkt bei FM4. Da gibt es insbesondere abends ein paar, die ihr Handwerk nicht recht gelernt haben und sich sehr oft verhaspeln und nicht auf den Punkt kommen, also schwafeln. Der Rest wiegt das aber wieder auf: Die Rotation ist, sofern überhaupt vorhanden, sehr großzügig und moderat. Der Pool an gespielter Musik sehr groß. Auch die musikalische Bandbreite ist groß und ohne Scheuklappen. Lediglich Schlager und Mainstream-​Pop sucht man vergebens. Die Moderatoren haben einen Bezug zur Musik und können Hintergründe vermitteln. Mich interessiert nicht jedes Thema auf FM4, aber sie werden immer hintergründig und kritisch eingeordnet, noch ein Grund, den Sender zu mögen. Der größte Vorteil ist für mich der Verzicht auf pseudolustige Comedy, nervige Banalgewinnspiele und penetrante Eigenwerbung mit Claims à la Die größten Hits.
FM4, so einen Sender bräuchte es auch in Deutschland!

FM4 hat Ö3 eines voraus: Die HP ist weit besser gestaltet, und nicht so stark auf Massenwirkung fokussiert.
Ähnlich gestaltet sich die Musikauswahl. So mancher Schatz kann gehoben werden Der Mainstream wird also nicht bedient, und das ist gut so!

Seit ich nicht mehr im terrestrischen Einzugsgebiet von FM4 lebe, vermisse ich den Radiosender sehr. Jetzt bleibt das Radio aus, und wenn es doch mal an ist, läuft der Deutschlandfunk — alles andere ist einfach nicht zu ertragen.
Zur Geschichte des Senders: Mitte der neunziger Jahre wurde in Österreich das öffentlich-​rechtliche Rundfunkmonopol abgeschafft. Um sich gegen die zu erwartende Konkurrenz der Privatsender zu wappnen, stellte der ORF seinen bis dahin alleinigen und recht heterogenen «Jugendsender» Ö3 auf Mainstream (sog. AC-​Format) um und verlagerte nicht ganz so opportune Inhalte in den neuen Sender, FM4. Der Name ist ein Zugeständnis an den Vorgängersender auf der gleichen Frequenz, Blue Danube Radio. Dies war ein lokaler, englischsprachiger Sender, der zur Fertigstellung der UNO-​City in Wien eingerichtet wurde. FM4 sendet bis heute zweisprachig (und manchmal auch französisch).
Zum Programm: FM4 hat nichts, aber auch gar nichts mit dem seichten Gedudel oder der Art «Unterhaltung» zu tun, derer man hierzulande im Radio ausgesetzt ist. Wie schon erwähnt, ist die Musik, die bei FM4 gespielt wird, sehr gemischt. Je nach Sendung laufen Brit Pop, Hip Hop, Heavy Metal, Elektro und viele Musikstücke, die sich eigentlich gar nicht richtig kategorisieren lassen. Ganz besonders erwähnenswert ist der FM4 Soundpark (
), eine wöchentliche Sendung, sowie eine Internetplattform für Nachwuchsbands. Hier zeigt sich die ganze Bandbreite «heimischer» Musik. Echt traurig, dass man bei uns in Deutschland unter deutschsprachiger Musik nicht mehr kennt als NDW, Bap und schlechten Rap (ausgenommen natürlich Fanta 4). Des weiteren möchte ich noch die Kultsendung «Salon Helga» nennen sowie das Duo Stermann und Grissemann (
). Christoph Grissemann ist auch Werbesprecher und macht gerade Werbung für einen Mobilfunkanbieter, sonst kennt man das Duo in Deutschland eher wenig. Das ist Komik der anderen Art, leider (und ich muss schon wieder schreiben) hierzulande nicht verbreitet. Noch immer muss man sich in der Mittagspause von Kollegen die «neuesten» dümmlichen SWR3-​Comedies anhören und darüber nicht lachen.
Auf jeden Fall erwarten einen bei FM4 auch keine nervigen Verkehrsdurchsagen oder blödsinnigen Blitzerwarnungen.
Zu meinem Vorschreiber möchte ich hinzufügen: Kann schon sein, dass man das Programm beim erstenmal Reinhören anstrengend findet, man hat sich halt doch an das Schlechte gewöhnt, das einen überall umgibt. Aber der «Umstieg» lohnt auf jeden Fall — und schon bald räumt man vor lauter Begeisterung den Online-​Shop voller FM4-​Accessoires leer (
). Zum Einstieg und für den Übergang ist motorfm zu empfehlen (
). Da ist die Wiederholungrate der Lieder aber ähnlich hoch wie bei dem schon ausgiebigst beschumpfenen Sender, und die Moderatoren gehen schnell auf den Keks.
Bis zum Kauf des Internetradios vertröste ich mich mit den Soundselection-​Alben. Die sind original FM4 und beim Hören denke auch ich:
You’re at home baby!

Was?
Hier gibt es noch keinen Platz für FM4?
Vermutlich weils schon jeder kennt?!?
Den Radio-​Sender aus Österreich, einen Ableger des staatlichen ORF. Per Stream auch in unserem so an guten Sendern armen Hamburg zu hören. Neben stündlichen Nachrichten in englischer Sprache (und das im Österreich) gibts oftmals anstrengende aber eben meist neue, (ich wiederhole: NEUE) unbekannte, aufregende, eben so garnicht in Hamburg vertretene Musik Oder weiß ich wieder nicht wo? Für Tips bin ich immer dankbar.
Nach einigen Stunden des Hörens zumindest fühlt man genau (ganz nach dem Sendermotto):
Youre at home baby!