Weingut O Sole Mio

Wenn man in Ischia Porto oder Ponte seinen Urlaub verbringt, führt kein Weg an diesem Weingut vorbei! Die Adresse spricht sich unter den Urlaubern wie ein Lauffeuer herum. So wurde auch unsere Neugierde geweckt, als Mitbewohner unseres Hotels eines Abends völlig ausgelassen von einer Wanderung zurückkamen und lachten und schwärmten
Also warteten wir ab bis es mal einen Tag gab, an dem man nicht unbedingt am Pool oder Strand liegen möchte. Der Himmel leicht bedeckt, es wehte ein kühles Windchen. Ideal zum Wandern! Man kann die Strecke als tapferer Wandersmann auch direkt von Ponte aus angehen, aber wir sind schon ein bisschen fussfaul und legten die erste Wegstrecke mit dem Bus zurück.
Für 1,20 EUR kann man auf Ischia 90 Minuten Busfahren. In der Zeit schafft man es, sogar bei starkem ischitanischem Straßenverkehr und den chaotisch parkenden Autos, die Insel zu umrunden. Drei Buslinien führen vom Busbahnhof Ischia Porto aus nach Campagnano. Man bleibt drin sitzen, bis die Endstation erreicht ist, nicht bis man denkt, die Endstation sei erreicht. Wir stiegen natürlich zu früh aus (kann man es einem eingefleischten Autofahrer verdenken?) und mussten 2,5 km aufwärts entlang der staubigen, lauten Straße bis Campagnano laufen.
Versucht man mal, eine Abkürzung über einen vermeintlich hübschen Weg zwischen Hausreihen zu nehmen, so kommen einem schon nach wenigen Schritten winkende Anwohner entgegen, die darauf hinweisen, dass dieser Weg ins Nichts führt. Ob das immer so stimmt — daran habe ich meinen Zweifel. Wahrscheinlich wollen die nur nicht, dass zig Touris jeden Tag in ihre schönen Gärten gaffen.
In Campagnano begrüßt einen zunächst das Restaurant Barracuda, über das ein Mit-​Qyper schon geschrieben hat. Hier ist es sicher schön, die Aussicht ist wirklich beeindruckend, der Garten ist mit viel Liebe angelegt und die Sammlung von Meerestieren und Muscheln ist beachtlich. Außerdem spricht die Wirtin perfekt Deutsch. Aber dieser Ort ist auch ziemlich touristisch.
Wir wollten weiter zu dem vielgelobten Weingut, zu Francesco.
Um dorthin zu gelangen, geht man rechts an der Kirche vorbei und folgt fortan den an Mauern und Bäumen angebrachten roten Punkten oder dem roten F. Ein sehr schöner Weg mit z.T. anstrengenden Steigungen (jedenfalls für Flachlandtiroler wie mich) und jeder Menge schöner Fotomotive. Aber auch hier überholen einen ununterbrochen Autos und Motorroller. Irgendwie scheinen allen Italienern die Füße abgefallen zu sein. Die bewegen sich nur noch rollend voran.
Kurz vor dem Ziel wird der ansonsten asphaltierte Weg zu einem Weinbergspfad. Keine Absicherung nach unten — ich hätte brechen können. Habe mein Auge stur auf die sichere Bergseite gerichtet und mich an meinem Mann, der vor mir ging, festgehalten.
Plötzlich stand er vor uns. Lächelte umwerfend charmant, sprach kein Wort Deutsch, zeigte uns aber sein Gästebuch, in dem es von Deutschen Einträgen nur so wimmelte. Es war klar, er wollte, dass wir bei ihm einkehrten. Wir wollten das ja auch, aber er sollte nicht wissen, dass wir es wollten.
Schließlich gaben wir nach und gingen mit Francesco in sein Weingut. Dort standen einige Reihen mit Biertischen. Er zeigte uns die Plätze mit der besten Aussicht. Hier schauten wir direkt auf das Meer und auf die Insel Capri. Einfach traumhaft!
Wir waren die einzigen Gäste und der Himmel war immer noch verhangen, weshalb die Stimmung vielleicht ein bisschen schwächelte.
Aber Francesco machte alles wett. Er bot uns eine Spezial-​Bruschetta an (mit Schinken, Käse und Oliven), dazu natürlich einen Rotwein (hier stellte er eine ganze Flasche auf den Tisch) und eine Flasche Mineralwasser (es war ihm wichtig zu zeigen, dass der Verschluss noch jungfräulich war).
Die Bruschetta schmeckte göttlich, der Wein war auch ganz ausgezeichnet. Während und nach dem Essen plauderten wir ein bisschen mit dem Gastgeber, so weit das mit 100 Vokabeln Italienisch möglich war. Aber, es ist erstaunlich, was sich damit doch bewerkstelligen lässt. Dazu noch Gestik und Mimik einsetzen und schon kann man über nahezu alle bewegenden Themen diskutieren.
Francesco zeigte uns seine Fotosammlung von seinen beiden Töchtern, seiner Mutter und seinen Gästen. Seine Frau hatte er irgendwie nicht dabei.
Dann erwähnte er noch den Limoncello, den seine Frau als Spezialistin herstellen würde. Hmmm — den wollten wir natürlich auch probieren. Und er war wirklich eine Wolke. Der Duft reifer Zitronen und das Aroma hielt, was der Duft versprach!
Ich dachte jedoch an den Rückweg und war mir ganz sicher, nicht mehr trinken zu wollen, weil ich sonst möglicherweise doch einen Absturz riskieren würde. Und prompt erzählte uns Francesco auch, dass im vorigen Jahr eine Touristin dort abgestürzt war. Gottseidank mit glücklichem Ausgang, aber immerhin Abtransport ins Krankenhaus. Née, das musste ich dann doch nicht haben.
Nach Speis und Trank bot der umwerfende Francesco uns dann auch noch Orangen aus Sizilien an. Habt Ihr die mal gegessen, kauft Ihr in