Gradisca d’Isonzo

Oft hatte ich schon von diesem Ort gehört. Mein Bruder besuchte dort die höhere Schule aber ich hatte mir diesen Ort nie angeschaut. Warum? Keine Ahnung! Irgendwie verband ich den Namen immer mit Schule und all den Erzählungen darüber und nichts zog mich dorthin… Irgendwann fuhren wir dort in der Gegend spazieren und ich dachte: Jetzt oder nie! Aber ich wollte nicht das neue Gradisca sehen, sondern das alte, die Mauern, die voller Geschichte stecken. Durch das wunderschöné Isonzotal ging es nun Richtung Gradisca. Ein Ort, der an der Grenze zum damaligen Jugoslawien liegt und dessen Name auch Ursprung in der slawischen Sprache findet. Der Name bedeutet gefestigter Platz/​Festung. Evtl. gibt es auch Ursprünge in der gotischen oder langobardischen Sprache. Das Isonzotal an dieser Stelle wild und wunderschön der Isonzo selbst entspringt in Slowenien und mündet bei Grado in die Adria. Der anfangs wilde Bergfluss Ausgangspunkt für viele Kajak– und Raftingtouren wird zum türkisblauen Fluss mit breitem Kiesbett. Ich habe selten so klares, wirklich türkisblaues Wasser gesehen.
Gradisca entstand aus einer kleinen Siedlung, in der sieben Familien wohnten. Damals (ca. 1176) stand der Ort unter der Herrschaft des Patriarchen von Aquileia. 1420 übernahm die Republik von Venedig die Macht über diesen Landstrich.
In den Jahren der venezianischen Herrschaft wurde der Ort größer und als christliche Festung gegen die Türken weitergebaut. So wurde in wenigen Jahren aus der kleinen Siedlung eine stattliche Festungsstadt. An der Entwicklung der Festung arbeitete im Jahr 1500 kein geringerer als Leonardo da Vinci.
1511 wird die Festung von Maximilian I erobert und von diesem Moment an gehört Gradisca zu Österreich. Von 1615 bis 1617 entbrennt ein Krieg zwischen Venedig und den Habsburgern, um die Stadt zurückzuerobern. Die Festung trotzt den Angriffen und Gradisca wird nun die Uneinnehmbare genannt und zur Hauptstadt einer Grafschaft erwählt. So wird die Stadt verkauft an Ferdinand III und, um die Kasse aufzufüllen, an den Prinzen Giovanni Antonio di Eggenberg.
Unter der Herrschaft der Prinzen von Eggenberg in den Jahren 1647 – 1717 erlebte Gradisca eine goldene Zeit. Es wurden Paläste und öffentliche Gebäude erbaut. Der kleine Staat, von weisen Männern wie Francesco Ulderico della Torre geführt, hat nun eigene Gesetze, Maße und eine eigene Währung. Im Jahr 1717, als das Haus Eggenberg keine männlichen Nachfolger mehr hat, geht die Grafschaft zurück an das Kaiserreich. 1754 unter Maria Theresia, wird Gradisca der Grafschaft Görz (Gorizia) zugeteilt und verliert damit jede Autonomie.
Gradisca erlebte die venezianische, österreichische, habsburgische und italienische Herrschaft.
Aus der frühesten Zeit sind heute noch erhalten das Haus der venezianischen Eroberer (heute der Sitz der regionalen Enoteca (Weinhandlung) und der Palast der Finanzbehörde (wird heute Palazzo Coassini genannt) beide erbaut zwischen 1479 und 1483. Weiterhin gibt es aus der zweiten Hälfte des 16. Jhdt. und dem ersten Viertel des 17. Jhdts. den Palazzo Strassoldo und noch einige Wohnhäuser der edlen Gesellschaft.
Wenn man an den alten venezianischen Mauern vorbeigeht, die von Leonardo da Vinci erbaut wurden, blickt man auf 6 Türme und zwei Tore Die Porta Nuova und die Porta del Soccorso. Woher diese Namen stammen, weiß ich leider nicht. Innerhalb der Mauern befindet sich das Schloss.
Geht man durch die Ruinen und schaut auf die Stadt, meint man, die alte Zeit wieder aufleben zu sehen.
Was man unbedingt noch anschauen sollte bei einem Besuch in diesem Ort, ist der Dom und die Chiesa dell’Addolorata, mit ihrer wunderschönen barocken Vorderseite.
Wenn man das alles gesehen hat, tut es gut, sich in eine Trattoria zu setzen und die leckeren Spezialitäten der Region zu genießen und hierbei an die alten Zeiten zu denken. Würste und Käse und die jota’ einen sehr reichhaltigen Eintopf mit Bohnen, Kartoffeln, Rippchen, verschiedenen Kohlarten und Schweinerippchen. Besonders lecker ist hier der Gulasch und natürlich il baccalà’ (Stockfisch auf besondere Art zubereitet). Zum Nachtisch ein leckerer Apfelstrudel, der hier mit einem guten Grappa serviert wird.