Museumsgesellschaft Zürich Literaturhaus

Das literaturhaus der Museumsgesellschaft kenne ich vorallem von öffentlichen Autorenlesungen, Diskussionen und Vorträgen. Es liegt ziemlich versteckt am Limmatquai 62. In den beiden Lesesälen sind schon Gottfried Keller, Lenin, Tucholsky und Joyce gesessen. In der Bibliothek stehen ungefähr 120’000 Bücher und Hörbücher. Hier findet man Belletristik von Homer bis Peter Weber, vom Krimi bis zu Kafka, und allgemeine Sachliteratur. Mitglieder oder immatrikulierten Studierende bezahlen für die Benutzung der Bibliothek und für die Buch-​Ausleihe nichts. Gelegenheitsbesucher wie ich, bezahlen 5 CHF pro Buch. Ein Besuch lohnt sich nur schon wegen den beiden wunderschönen, stillen und geschichtsträchtigen Lesesälen.

Zu allererst etwas, was ich dem Literaturhaus etwas ankreide — die Öffnungszeiten. Himmelmariaundjoseph, wie soll dieses System von mir verlangen können, meine Bücher rechtzeitig zurückzubringen? Ich rede hier jetzt nicht vom Lesesaal, der bis um 21.30 offen hat, sondern von der Bibliothek. Ich möchte betonen, dass ich die eine Hälfte des Zeitfensters (von 9 bis 13 Uhr) schlafe und die andere Hälfte esse. Aber «jänu» — was soll man machen? Wenigstens weiss man, dass man mit den Mahnungen Literatur unterstützt.
Ansonsten bin ich ein Fan des Literaturhauses. Erstens passiert es oft, dass vergriffene oder nicht vorhandene Bücher der ZB im Literaturhaus aufzufinden sind. Dies trägt dementsprechend wahrscheinlich zu der Stimmung des Literaturhauses bei. Jedes Mal wenn ich das Haus betrete, fühle ich mich exklusiv «Willkommen in der WAHREN Welt der Literatur, wir haben das Wort eigentlich erfunden». Vielleicht leite ich das auch nur aus dem Lächeln der Bibliothekarin ab, ich bin mir nie sicher, ob sie sich ob meiner Auswahl belächeln oder sie sich erfreuen.
Über den Lesesaal will ich nicht viele Worte verlieren, entweder ist besetzt oder geschlossen (heisst: ich habe nur einmal in meinem Leben dort einen Platz gefunden) — was es aber zu betonen gibt, sind sicher die Veranstaltungen: als bibliophiler Mensch würde ich wagen zu behaupten, dass dort die beste Auswahl an Lesungen stattfinden. Und was mir besonders gefällt: jährlich gibt es einen Schreibwettbewerb — wird man ausgewählt, darf man am Ende des Jahres an einer Lesung teilnehmen und man wird im kleinen Rahmen veröffentlicht. Leider ist mir das noch nie passiert, weil ich schon seit Jahren an meinem Opus schreibe, welches wahrscheinlich als unleserlich gilt. Egal. Trotzdem ins Literaturhaus gehen!

Mit der Museumsgesellschaft ist es etwas komplizierter als mit anderen Dingen in Zürich…
Der Grund ist der folgende: Die Museumsgesellschaft ist ein Verein, um deren Lesesaal und Bibliothek benutzen zu können ist eine Mitgliedschaft Voraussetzung. Der Prozess dazu wiederum ist jedoch einfach und der Jahresbeitrag (für UZH Studenten zumindest) durchaus bezahlbar (30 Franken). (Achtung bei zu vielen studentischen Neumitgliedern kann jedoch auch ein (vorübergehender) Aufnahmestopp verhängt werden!)
Der Aufwand dazu lohnt sich. Der Lesesaal (beziehungsweise die zwei durch eine Tür getrennten Lesesäle) ist super schön und mit seinen Holztischen und Stühlen so gemütlich wie ein Saal nur sein kann. Die Lage ist fantastisch (direkt vor Tramhaltestelle, bahnhofsnah, an der Limmat, Nähe ZB). Es gibt kein Wireless (absolut kein Internetzugang ausser einem PC mit limitierter Nutzungszeit) was den Ablenkungsfaktor während dem Arbeiten auf ein Minimum reduziert. Ein grosses Plus ist für mich, dass die Räume im Sommer gekühlt werden.
Für die Pause zwischendurch sind Zeitschriften und Tageszeitungen zum im Saal konsumieren vorhanden. Ausserdem ist die Bibliothek perfekt sortiert um in den Regalen, mehrsprachig, zu stöbern.
Die Veranstaltungen des Literaturhauses (Lesungen, Vorträge) finden in den gleichen Räumlichkeiten (Saal) statt und sind öffentlich (Eintritt ca 10 – 15 Fr.).