S-Bahn Kundenzentrum

Mond-​Phasen Zurück in
Berlin, neuer Kiez, anderes Hotel. Die VBB-​App lässt mich hängen aber mitten
in Berlin Taxi fahren, in einer der letzten deutschen Metropolen mit nahezu
intakter ÖPNV-​Struktur? Das muss doch auch anders gehen. Nach etwas Sucherei
finde ich das S-​Bahn Kundenzentrum. An die Damen vom BVG Servicezentrum am
Hermannplatz habe ich noch gute Erinnerungen dann werden die mir hier
bestimmt auch weiterhelfen können.
Was man sich
so denkt.
Aber die S-​Bahn
ist nicht die BVG.
Blöde Touris,
keene Ahnung von irjendwat.
Und Service
ist nicht gleich Service.
Aber das weiß
ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
(Siehe Foto unten) Bild: Der
Eingang ins Kundenzentrum. Hinten im Bild die Brustwehr. Mondphase: Neumond
Im
S-​Bahn-​Kundenzentrum ist es überraschend leer. Dass jemand drin
sitzt, erkennt man von draußen zunächst kaum. Die Belegschaft der Lokalität ist
hinter einer brusthohen Wehr vor etwaigen Service-​Ansinnen und anderen unbotmäßigen Attacken
geschützt. Erst als ich mich nähere, geht er auf, der Mond. Der Mond
sitzt in der Mitte der Brustwehr. Blonde Stoppeln verteilen sich rund um seinen
Kopf. Die Ohren zieren große Kreolen. Prall spannt sich die tintenblau-​rotnadelgestreifte
DB-​Uniform über dem gewaltigen Körper des Mondes. Ich nähere
mich weiter, der Mond bemerkt mich und riskiert einen Blick aus dem
Augenwinkel.
Es soll sein einziger bleiben.
«Ja?
Hallo, ich
bin nicht von hier und möchte in die Ufnaustrasse. Wie fahre ich denn da am besten?
Der Mond
weiß schon, was jetzt kommt. Routine. Deshalb
scheint er unmerklich in sich zusammenzusinken. So wirkt er noch mondiger.
Welche
Haltestelle?
Keine
Ahnung. Wie gesagt ich bin nicht von hier, und wenn ich die Haltestelle
wüsste, dann müsste ich nicht nachfragen.
Ich kann
hier nur Haltestellen eingeben.
Das ist bedauerlich.
Wie könnte ich das denn jetzt herausfinden?
Ich kann
hier nur Haltestellen eingeben.
Wie oft er das
wohl am Tag sagen muss, der Mond. An einem Ort, an dem sich noch mehr Ortsfremde
tummeln als ohnehin in der Stadt. Ich könnte ihn fragen, aber die Antwort wäre
wohl die gleiche. Und so verlasse ich das Kundenzentrum im Hauptbahnhof.
Hinter mir
geht er wieder unter, der Mond.