Calafati

Oh, wie ich Ihn liebe, den Calafati auf dem Prater.
Schon geehrt in einem Lied von Peter Cornelius, der über den Calafati singt.
Jedesmal wenn ich in Wien bin, interessiert mich zwar der Prater nicht, aber den Calafati muss ich unbedingt besuchen und «eine Runde» mit ihm drehen.
Früher, war er Teil eines Ringelspiels und die Figur schon weit über 100 Jahre alt, an dem Seile angehängt waren und steht jetzt im hinteren Teil des Wurschtlpraters, zwar nicht vergessen, aber irgendwie abgestellt.
Leute nutzen ihn natürlich immer noch gerne um eine Runde auf ihm zu drehen, oder Fotos zu machen.
Nun, dreht er sich seit Jahren, dort im Freien ohne weitere grosse Beachtung jedoch zum Glück unter Denkmalschutz!

Wie bööse der schaut! Und mit den Zeigefingern zeigt er so strafend herab!
Also wenn man sich die Califati-​Figur im Prater anschaut, dann findet man wirklich nichts Sympathisches daran.
Na ja. außer eben, dass die Figur einfach zum Prater dazu gehört. Der Wurstelprater ohne Calafati ist nicht der Wurstelprater. Und gerade deshalb ist er dann doch wieder sympathisch, der liebe Calafati.
Zuerst hab ich ja gedacht, dass die Figur den Calafati verkörpern soll, der wirklich gelebt hat und sein Geld im Prater verdient hat, aber das hätt eh nicht gepasst: ein Mann, der als Zauberkünstler und an Ringelspielen arbeitet, kann nicht sooo grimmig dreinschauen! Oder?
Die Figur hieß ursprünglich «Großer Chineser» und war nur eine Verziehrung für Basilio Calafatis Karussell. Heute ist es jedoch kein Großer Chineser mehr, sondern nur mehr unser geliebter Calafati, eines der Wahrzeichen des Praters.

Der Calafati und das Ebenjener keine fiktive, sondern eine reale Person gewesen ist, wusste ich nicht. Basilio Calafati, ein Zauberkünstler aus Triest, als Salamucci ab 1820 im Prater aufgetreten, erwarb er sich erst eine Stellung am Ringlgspül, danach eine Schießstätte und Spielhalle und 1840 eine Konzession für den Betrieb eines Ringelspiels mit Holzpferden.
Als er ein paar Jahre später die Zugpferde gegen zwei Lokomotiven ersetzte, taufte er eine der Zugmaschinen Hellas und die andere Peking.
Den freistehenden Mast seines Ringelspileanlage verzierte er mit der 9m hohen Figur eines chinesischen Amtsmanns, genannt der große Chineser, wurde aus ihm bald der überragende Calafati.
1945 gänzlich zerstört, gabs zwanzig Jahre später eine Nachbildung der beliebten Figur, noch heute steht diese und ist ganz bestimmt zu den Wahrzeichen des Praters zu rechnen.
Ob’s den Calafatischilling noch gibt, konnte ich nicht herausfinden, jedenfalls gab’s den einmal und das war eine im Prater gültige Währung die um Bargeld angekauft wurde und vor allem Familien, was die Leistbarkeit eines Praterbesuches betrifft, entgegenkam. Denn hatte man Calafatischillinge, so waren die plötzlich mehr wert als übliches Geld. Hurra!